Der Name der Gattung Borinda entspricht einem zusammengesetzten Kunstwort. Der erste Teil des Namens geht auf den Botaniker Norman Loftus Bor (1893-1972) zurück, der zweite Teil ergibt sich aus dem Wort Indien (engl. India). Bor beschrieb zu Ehren von F. A. McClure im Jahr 1954 die Art Arundinaria macclureana. Diese wurde 1994 von Stapleton als Typus-Art Borinda macclureana der Gattung Borinda neu beschrieben. Dieser neu geschaffenen Gattung wurden auch einige Vertreter der Gattung Fargesia zugeschrieben (Stapleton, EDINB. J. BOT. 51(2): 275–295 (1994)). Die Gattungen Fargesia und Borinda unterscheiden sich sowohl in ihrem Verbreitungsgebiet (während Fargesia hauptsächlich in Zentral-China verbreitet ist, hat Borinda ihren Verbreitungsschwerpunkt im Himalaya, in Tibet, Burma, Yunnan und Vietnam) als auch in einigen morphologischen Merkmalen (Borinda Arten besitzen deutlich dünnere und weichere Blätter als Fargesia). In jüngster Zeit wurde die taxonomische Zuordnung von Borinda erneut diskutiert. Da die Blütenmorphologie der Borinda-Arten eher der der Gattung Yushania entspricht wurde vorgeschlagen, die Gattung Borinda zu Yushania zu stellen. Allerdings besitzen alle Yushania-Arten – im Gegensatz zu Borinda – sehr lange Rhizomhälse (>25cm und <200cm), was gegen eine Zuordnung zu Yushania spricht. Die oben erwähnten zwar sehr eleganten aber weicheren Blätter sind bereits ein erster Hinweis auf die im Vergleich zu Fargesia geringere Winterhärte von Borinda. Obwohl Borinda-Arten in der Regel eine gewisse Winterhärte aufweisen, dürften sie in der Summe deutlich weniger winterhart sein als Fargesia. Allerdings liegen für Mitteleuropa noch fast keine Erfahrungswerte vor, so dass hier noch viel Pionierarbeit zu leisten ist. Interessant ist in diesem Zusammenhang, dass es in der Gattung Borinda einige laubwerfende Arten gibt (z.B. Borinda frigidorum), die größere Winterhärte zu besitzen scheinen als die immergrünen Vertreter der Gattung. Abschließend ist zu bemerken, dass die Gattung Borinda botanisch (noch) nicht voll anerkannt ist. In der aktuellen Flora of China (Vol. 22, MBG Press, 2006), an der auch Stapleton beteiligt war, sind alle Borinda-Arten noch immer unter Fargesia zu finden. Auch steht zu erwarten, dass einige Arten der Gattungen Yushania, Fargesia, Thamnocalamus und Borinda zukünftig – aufgrund genauerer Untersuchungen – erneut die Gattung wechseln werden. © Steffen Greiner