Die Gattung Fargesia wurde von dem Franzosen Adrien René Franchet (1834-1900) bereits 1893 beschrieben. Der damalige Gattungstypus der Gattung Fargesia spathacea – welche auch viele Jahrzehnte einzige Art der Gattung blieb – wurde unterdessen zu Thamnocalamus gestellt, Thamnocalamus spathaceus (J. Bamboo Res. 1: 5, 1981). Der überwiegende Teil der mittlerweile über 100 Arten wurde erst in den letzten 20 Jahren beschrieben. Die meisten Arten stammen aus China (mindestens 77 endemische Arten) wobei der Verbreitungsschwerpunkt in Zentral-China (Bergregionen) liegt. Die Arten aus den höheren Bergregionen gehören zu den winterhärtesten Bambussen überhaupt, auch wenn diese durch ihre Neigung zum Blattrollen bei Kälte und Trockenheit (Verdunstungsschutz) oft nicht zu den attraktivsten Bambussen im Winter gehören. Fargesia zeichnet sich durch eine pachymorphe Rhizomstruktur aus, die Pflanzen wachsen also horstig, bilden keine Ausläufer und die Halme stehen meist dicht beisammen. Die buschigen Pflanzen haben relativ dünne Halme und erreichen meist Höhen von 1-5 m, wobei einzelne, in der Regel weniger winterharte Arten, am Naturstandort bis 5 cm dicke Halme und über 10 m Höhe erreichen können. Fargesia haben verhältnismäßig kleine Blätter, dauerhaft anhaftende Halmscheiden und voll ausgereifte Halme meist zwischen 7 und 15 Seitenzweige pro Knoten. Fargesia sind monocarp, d.h. nach der Blüte und dem Samenansatz sterben die Pflanzen ab, eine Eigenschaft die unter den mehrjährigen Pflanzen nicht weit verbreitet ist, aber in der Gruppe der pachymorphen Bambusse häufig vorkommt. Der Blühzyklus ist dabei aber sehr lang. Die Kultivare von Fargesia nitida beispielsweise sind aus Samen hervorgegangen die 1886 während der Blüte im chinesischen Südgansu von Berezovski gesammelt wurden. Fast alle dieser Kultivare stehen derzeit in Blüte, der Blühzyklus beträgt also ziemlich genau 120 Jahre. Fargesia ist eng mit den Gattungen Yushania, Borinda und Thamnocalamus verwandt. Allerdings haben Yushania-Arten viel längere Rhizomhälse (>25 cm und <200 cm), was trotz pachymorpher Rhizomstruktur zu großen Halmabständen führt. Fargesia und Borinda unterscheiden sich sowohl in ihrem Verbreitungsgebiet (Borinda hat den Verbreitungsschwerpunkt im Himalaya, in Tibet, Burma, Yunnan und Vietnam) als auch in morphologischen Merkmalen wie den deutlich dünneren und weicheren Blättern bei Borinda. Die Unterschiede zu Thamnocalamus schließlich liegen eher in der Morphologie der Verzweigung und auf molekularer Ebene (Mol. Phylogen. Evol. 30, 1-12, 2004). Aktuelle Untersuchungen auf genomischer Ebene und zur Blütenmorphologie der einzelnen Arten führen immer wieder zur Verschiebung von Arten zwischen den 4 hier genannten Gattungen. © Steffen Greiner