Dr. Steffen Greiner
Phyllostachys vivax ’Aureocaulis’ ist der erste „Bambus des Jahres“, den die EBS im Jahr 2004 gewählt hat und diese Tatsache sagt schon viel über die herausragende Schönheit aus. Eingeführt wurde die Pflanze von Dr. Simon (Marktheidenfeld) 1996 nach Deutschland. Phyllostachys vivax ’Aureocaulis’ als Vertreter der Vivax-Gruppe
ist eine stabile Mutation mit komplett leuchtend gelben Halmen1 einschließlich des Sulcus2. Zusätzlich treten zufällig verteilt einzelne, grüne Streifen auf.
1 Aureocaulis von lat. aureus = gold und caulis = Stengel
2 Rille am Halm aller Phyllostachys
Die Stammform Phyllostachys vivax [2] kommt aus China und ist in vielen Gegenden (Fujian, Henan, Jiangsu, Shandong, Yunnan, Zhejiang) in Kultur, daher ist der genaue Ursprung nicht zu bestimmen.
In China wird diese Art zur Produktion von Bambussprossen, aber oft auch einfach, wegen der schönen und eleganten Halme der verschiedenen Formen, als Zierpflanze angebaut. Die Halme eignen sich zur Herstellung von Webartikeln und als Stiel landwirtschaftlicher Werkzeuge [3].
Phyllostachys vivax ’Aureocaulis’ treibt normalerweise erst im späten Frühjahr neue Halme, wodurch das witterungsbedingte Risiko für die neuen Sprossen gering ist.
Die Art ist sehr wüchsig, worauf auch der Artname anspielt (vivax lat. = langlebig, dauerhaft, kräftig) und kann gut etabliert und bei ausreichender Fläche bis 12 m Höhe erreichen. Damit zählt dieser Bambus zu den größten Phyllostachys für die Kultur in Mitteleuropa und kann aufgrund des Ausbreitungsdrangs auch ansehnliche Haine bilden. Die Winterhärte ist gut, wenn auch andere Phyllostachys deutlich tiefere Temperaturen tolerieren. Die Minimaltemperatur dürfte bei -18°C bis -20°C liegen. Bei noch tieferen Temperaturen kommt es zu Halmschäden oder Halmverlust, was sich erst in den Folgejahren durch Neuhalme langsam wieder auswächst.
Die hohen Halme führen in Kombination mit den relativ dünnen Halmwänden (etwa 5 mm) zu einer gewissen Anfälligkeit für Schneebruch und Wind, auch können junge Halme noch vor dem Beblättern bei starkem Wind relativ leicht abbrechen. Bei etablierten Pflanzen kommen die Halme gerade aus dem Boden und stehen straff aufrecht mit etwas nickender Spitze.
Die Halme können in Mitteleuropa bis über 12 m hoch werden und bis zu 10 cm im Durchmesser erreichen, die Internodien sind dabei 25 – 35 cm lang. Die Halme sind nur anfangs wenig bemehlt und die Knoten oft asymmetrisch, was dazu führt, dass diese auf einer Seite prominenter als die Narbe der Halmscheide sind. Die Halmscheiden sind gelb-grün gefärbt mir violetten und braunen Anteilen und
besonders zur Mitte hin dicht dunkelbraun gefleckt. Die Art besitzt keine Öhrchen und Wimpern an den Halmscheiden. Die Spreite der Halmscheiden ist stark zerknittert und braun-lila gefärbt, an den Rändern deutlich heller, gelegentlich schwach orange.
Die normalen Laubblätter sind mit bis zu 2 cm Breite und 18 cm Länge meist recht groß, können aber sehr variabel ausfallen.
Mit Phyllostachys vivax ’Aureocaulis’ ist ein Bambus gewählt worden, der die Vorteile der Art mit einer der schönsten Halmfärbungen bei Bambus vereint. Unter guten Bedingungen und mit ausreichend Platz entwickelt sich die Pflanze schnell zu einem sehr attraktiven „Riesenbambus“.
Literatur
1. Ohrnberger, D. (1998). „The Bamboos of the World.“ Elsevier.
2. McClure (1945) Phyllostachys vivax, J. Wash. Acad. Sci. 35: 292.
3. Zhengyi, W., P.H. Raven, and H. Deyuan (editors), Flora of China (2006). 22, Poaceae