Der Bambusgarten Jardin de Planbuisson von Michel Bonfils war diesmal der Veranstaltungsort. Neben den AEB-Mitgliedern aus Frankreich waren Mitglieder aus den Sektionen von Belgien, Italien und der Schweiz gekommen, aus USA war Suzanne Lucas dabei, von EBS-D war ich allerdings der einzige Teilnehmer.
Dabei hätte die Veranstaltung eine stärkere Teilnahme verdient, denn die Veranstalter hatten ein interessantes Programm zusammengestellt. Am ersten Tag war der Vormittag mit Vorträgen ausgefüllt, dafür waren wir uns im örtlichen Kino versammelt. Nachdem die Vetreter der EBS-Sektionen über ihre Aktivitäten berichtet hatten, stellte Lorenzo Bar seine Arbeiten vor: Landschaftsbauprojekte und der Einsatz von Bambus als Baustoff für Skulpturen, Pergolen und im Messebau. Suzanne Lucas ging kurz auf die drei in den USA heimischen Bambusarten ein und stellte ihre Garten- und Landschaftsbauprojekte vor, mit vielen Fotos der fertigen Umsetzungen.
Der Experte für die Identifikation von Bambusarten, Jean Pierre Démoly, berichtete mit vielen Fotos über die Bambusflora Chiles, d.h. die dort vorkommenden Chusqueen.
Gleich zwei Beiträge kamen von Michel Davo. Er berichtete mit sehr guten Fotos über die Bambusse in der Küstenregion südlich von Sao Paulo in Brasilien. Sein zweiter Beitrag führte uns nach Thailand, zu den Bambussen im Park von Khao Sok.
Michel Abadie hatte sich ein ungewöhnliches Thema gewählt: Bambus als Material der Flugpioniere. Von den ersten Hängegleitern über den Motorflug, von Luftschiffen bis zum Drachenbau spannte sich der Bogen dieses faszinierenden Blickwinkels auf unsere Lieblingsgräser.
Bei strahlendem Sonnenschein zeigte sich am Nachmittag der Bambusgarten Jardin de Planbuisson. Nach einer Einführung vom Gartenbauexperten De Reze, dem Inhaber von Rezo-Plant, und Erläuterungen zur Entwicklung des Gartens von Michel Bonfils konnten wir stundenlang auf den mit Walnussschalen ausgelegten Wegen staunend von Hain zu Hain gehen, die aus anderen südfranzösischen Bambusgärten bekannten riesengroßen Halme mit entsprechend gut ausgeprägter Färbung und Zeichnung machen diesen Garten für mich zu einem der besten in Frankreich.
Fargesienfreunde werden im warmen Klima der Dordogne nicht auf ihre Kosten kommen, ein Beet im Schatten des 8 Meter hohen Ph.-violascens-Hains zeigt weniger als ein Dutzend Pflanzen dieser Gattung, aber alle großen Phyllostachysarten, einige Chusqueen und andere große Arten, sind als prächtige Exemplare vorhanden. Ein Musiker zeigte Perkussionsinstrumente aus Bambus und lud zum Mitspielen ein, es gab eine Ausstellung mit Kunsthandwerk aus Bambus. Gilbert Leffond erklärte, wie man Bambuslibellen baut.
Letzter Programmpunkt des ersten Tages war eine Pflanzen-Versteigerung. Die gespendeten Pflanzen waren dem Anlass angemessen, meist gut ausgesuchte Seltenheiten. Für einige Exemplare wusste selbst Herr Démoly nur vorläufige Namen. Wegen der Seltenheit vieler angebotenen Pflanzen, sicher aber auch, weil der Erlös an die AEB ging, kamen sehr hohe Gebote zustande.
Es gehört zwar nicht zum Thema Bambus, aber ein sehr wesentlicher Teil des Programms muss erwähnt werden: das Essen. Das Périgord ist berühmt z.B. für Geflügel und Trüffel, und unsere Gastgeber hatten eine sehr gute Wahl getroffen unter den regionalen Köstlichkeiten aus Küche und Keller. Schon die Vorabendveranstaltung, zu der bereits ca. 45 Teilnehmer angereist waren, begann mit einem tollen Menü, und durch die nächsten beiden Tage ging das auf hohem Niveau immer so weiter, und nie ohne einen passenden Wein.
Am zweiten Tag sahen wir uns vormittags in einem privaten Garten im einem Nachbarort einen Phyllostachys-Solitär von 18m Höhe an, danach ging es „in die Wildnis“, zu einem Ph-viridiglaucescens-Hain, der schon viele Jahre wild am Ufer der Dordogne wächst. Das letzte Ziel des Treffens war die Firma Rezo-Plant, einem mit der belgischen Firma Oprins verbundenen Produktionsbetrieb für riesige Stückzahlen von Bambuspflanzen. Hier werden im Unterschied zum belgischen Standort z.B. Fargesien als größere Pflanzen produziert, daneben auch viele andere der ca. 100 hier produzierten Bambusarten, in Topfgrößen zwischen 5 und 150 Liter.
Das interessante Programm, der sehr sehenswerten Schaugarten, der Besuch bei Rezo-Plant und die gute Organisation der ganzen Veranstaltung – das allein bringt mich schon zu dem Fazit, dass sich der Weg an die Dordogne sehr gelohnt hat. Genauso wichtig finde ich aber, dass ich viele der Bambusfreunde von den anderen Sektionen dabei wiedersehen konnte, die ich bei unserem Treffen in Frankfurt vor zwei Jahren und bei anderen Besuchen kennengelernt hatte. Diese Gespräche, die man mit keinem Veranstaltungsprogramm im Voraus planen kann, sind mindestens ebenso wichtig wie das eigentliche Programm. Deshalb steht für mich auch jetzt schon fest: beim nächsten internationalen Treffen der EBS, in 2010 in der Schweiz, werde ich auf jeden Fall wieder dabei sein.