Die Idee
Die Reise
Die Fahrt am Freitag war problemlos, drei Baustellen bis Kassel, vorbei an Sangerhausen (ein Eldorado für Rosenfreunde, aber der Tag hat nur 24 Stunden) und ab Nordhausen hatten wir die Autobahn fast alleine für uns. Um 14 Uhr waren wir dann im Botanischen Garten Leipzig.
Seit 1998 wurden alle Glashäuser renoviert und nun beherbergen sie wieder Riesenseerosen, die Kakteen- und Orchideenausstellung und eine Palmensammlung. Unter Anderem gibt es auch ein Schaugewächshaus mit vielen exotischen Schmetterlingen.
Ich wäre gerne noch länger geblieben, aber unsere Unterkunft lag noch etwa eineinhalb Stunden von Leipzig entfernt. Wir waren froh ein Navi zu haben, es hat uns zwar nicht die schönsten Ecken von Leipzig gezeigt (wie Navis so sind…) aber schließlich nach Zabeltitz gebracht.
Am nächsten Morgen fuhren wir gut gestärkt Richtung Saxdorf. Dort angekommen stand am Eingang des Pfarrgartens Karl-Heinrich Zahn und ich glaube er traute seinen Augen nicht als er uns sah. Der Westen kommt wirklich! Ihr Saxdorfer habt an vielen Reisen, die im Westen gestartet sind, teilgenommen und habt oft „Kilometer gefressen“. Wir haben dagegen lange gebraucht um uns gen Osten zu bewegen. Sorry! VIELEN DANK, dass ihr uns trotzdem so herzlich empfangen habt.
Der Pfarrgarten, unser eigentliches Ziel
Angefangen hat es mit dem Garten vor vierzig Jahren. Ein Künstler und „Gärtner von Kindheit an“ traf auf einen steinliebenden Pfarrer mit Pfarrgarten, in dem nur vier Pflanzenarten wuchsen, Holunder, reichlich Hopfen, 2m hohe Brennnesseln und ein Brombeerdickicht das bis in den Holunder wuchs. Dazwischen standen Zaunsäulen aus Sandstein. Aus anderen Gärten wurden sie zur Müllkippe gebracht und erst allein und später unter Mithilfe des ganzen Dorfes wurden Tröge, Fensterwände und Säulenstücke von Zäunen und Toren mit der Sackkarre in den Garten gebracht. So wurde aus fast 1 ha Wildnis der zum Pfarrhaus passenden Garten Eden.
Anfangs kamen viele Pflanzen aus einem Schrebergarten in Halle/S und aus dem Gotischem Haus in Wörlitz, wo Hanspeter Bethke als Baurestaurator arbeitete. Pflanzenliebhaber sorgen eben füreinander, weltweit. Nach und nach kamen Obstgehölze, Ginkos, Magnolien, Mammutbäume, Bambus, Rosen, Winterastern, Taglilien, Schneeglöckchen, und, und … dazu. Auch aus Karl Foersters Garten ist Phlox mit einer großen Sammlung vertreten . Viele Raritäten sind zu sehen, manches ist geblieben, und manches ist verschwunden, kam mit Kälte, mit dem Boden oder der Pflanzenkonkurrenz nicht zurecht.
Durch die Steine, Simsfratzen und Futtertröge wird die Orientierung im Garten leichter und nie langweilig. Viele Sitzgelegenheiten laden zum Schauen ein oder einfach nur um seinen Gedanken nachzugehen. Ich habe den Rundgang mehrere Male gemacht und habe bei jeder Runde etwas neues entdeckt.
Das Publikum war sehr gemischt. Es gab Menschen die ganz begeistert vor einer Hortensie mit Riesenblüten standen und beratschlagten ob eine helle oder dunkle Vase die Blüte besser zur Geltung bringen würde und es gab Menschen, die ausdiskutierten ob bei dieser oder jener Sorte die Blätter spitzer zulaufen. Wie dem auch sei, alle hatten ihren Spaß. Ein toller Garten!
Ein Problem gibt es aber doch. Wie wir alle werden auch die beiden Gärtner älter. Momentan gibt es noch viele Helfer, die nicht müde werden mit Zeit und Engagement (bis hin zur Petition an die Landesregierung) den Pfarrgarten zu unterstützen. Bezahlte Hilfskräfte gibt es auch, aber wie überall, es fehlt das Geld. Noch kümmern sich Karl-Heinrich Zahn, Hanspeter Bethke und vielleicht hält auch noch ein ganz Anderer seine Hand darüber. Bleibt zu hoffen, dass der Garten erhalten werden kann und sich auch noch weitere Generationen im Garten über Vasenfarbe oder Varietäten austauschen können. Ich wünsche es euch und auch uns!
In diesem Sinne alles, alles Gute!
Auszüge aus dem Bericht von Bärbel Carpantier und Fotos von Ute Außem aus dem Bambus-Journal 3 2014